Michael G. Plummer

Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsintegration und die neue US-Regierung: Risiken und Möglichkeiten für Europa
Im letzten halben Jahrhundert hat Handel einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung in vielen Volkswirtschaften geleistet, wodurch ein lebendiges Handelssystem zu einer globalen Priorität wurde. Doch das Welthandelswachstum verliert nunmehr an Tempo, während die komplexen Herausforderungen des gegenwärtigen Handelsumfelds und die Unterschiede zwischen den Mitgliedern der Welthandelsorganisation (WTO) ein Fortschreiten weiterer Liberalisierungen bei der WTO behindert haben. In diesem Vakuum treten nun ehrgeizige mega-regionale Handelsabkommen (MRTAs) als eine mögliche Antwort auf den globalen Stillstand in Erscheinung, bei denen die Asiatisch-Pazifische Region als der primäre Inkubator dient. Doch auch die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) zwischen der EU und den USA stellt ein weiteres Beispiel für diesen Trend dar. Doch dann folgte die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die Trump-Regierung ist ganz offen skeptisch gegenüber den Vorteilen eines globalen Handelssystems; so war zum Beispiel eine der ersten Handlungen der Regierung der formale Rückzug aus dem Abkommen zur Trans-Pazifischen Partnerschaft (TPP), einem US-geführten Abkommen, an dessen Erstellung sechs Jahre lang gearbeitet wurde und welches das mit Abstand am weitesten fortgeschrittene Abkommen in der Asiatisch-Pazifischen Region war. Ebenso hat sie ihr Vorhaben zum Ausdruck gebracht, das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) neu zu verhandeln, neue Zölle für Länder einzuheben, mit denen die Vereinigten Staaten ein Handelsdefizit aufweisen und möglicherweise aus der WTO auszutreten. Das Schicksal von TTIP ist unklar, doch ist es unwahrscheinlich, dass die Verhandlungen in nächster Zeit vorrankommen werden. Die vorgeschlagenen MRTAs und die neue Ausrichtung der US-Regierung werden gewiss erhebliche Auswirkungen auf Europa und die Zukunft des globalen Handelssystems haben. Das Ziel dieses Vortrages ist es daher, abzuschätzen, was für Auswirkungen dies sein könnten und wie Europa auf neue Herausforderungen antworten kann.