Wilhelm KRAUTWASCHL

Unter dem Leitwort „Das digitale Europa. Digital Europe.“ ist „Geist & Gegenwart“ 2019 bereits zum achten Mal im bischöflichen Schloss Seggau zu Gast. Dieses interdi­sziplinäre Forum von europäischem Format befasst sich nahe der Grenze von Italien, Österreich, Slowenien und Ungarn mit Fragen an den Grenzen zwi­schen verschiedenen Dimensionen des gesellschaftlichen Lebens.
Es ist daher nahe­liegend und zugleich paradox, dass im Zentrum des heurigen Pfingst­gespräches Fragen zur Digi­tali­sierung stehen, fällt dieses dreitägige Dialog­forum in diesem Früh­sommer doch in eine Zeit, in der es zahl­reiche ana­loge Ent­wicklungen gibt, die für viele Menschen bedrängend aktuell sind – ob sie das Inter­net nutzen oder nicht. Die Diskussion um den Brexit, die Wahlen zum Euro­päi­schen Parlament und ein zunehmender Populismus im politischen Diskurs, der besonders durch die Politik von Donald Trump Fragen in einem globalen Hori­zont aufwirft, haben Auswirkungen, die viele Menschen unmittelbar betreffen.
Papst Franziskus hat im Jänner dieses Jahres gesagt, „seit es das Internet gibt, hat sich die Kirche immer dafür eingesetzt, es in den Dienst der zwischen­mensch­lichen Begegnung und all­um­fassender Solidarität zu stellen.“ Dem­gegen­über be­obachtet man leider oft, dass die Digitalisierung und eine damit ver­bun­dene Kom­mu­ni­kation mit Rücksichtslosigkeit auf Kosten Schwächerer und mit der Verall­­gemeine­rung von Partikular­interessen einher geht. Die positive Zu­mu­tung einer vitali­sierenden Digitalisierung, von der Papst Franziskus spricht, ist daher be­sonders angesichts dieser zentri­fugalen Kräfte ein Dauer­auftrag für mehr Demo­­kratie und Huma­nität.
Ich hoffe, dass auch vom diesjährigen Symposium auf Schloss Seggau nahe am christlichen Pfingstfest viele nachhaltige Impulse für mehr Geist in Kirche und Gesell­schaft ausgehen.