Unter dem Leitwort „Das digitale Europa. Digital Europe.“ ist „Geist & Gegenwart“ 2019 bereits zum achten Mal im bischöflichen Schloss Seggau zu Gast. Dieses interdisziplinäre Forum von europäischem Format befasst sich nahe der Grenze von Italien, Österreich, Slowenien und Ungarn mit Fragen an den Grenzen zwischen verschiedenen Dimensionen des gesellschaftlichen Lebens.
Es ist daher naheliegend und zugleich paradox, dass im Zentrum des heurigen Pfingstgespräches Fragen zur Digitalisierung stehen, fällt dieses dreitägige Dialogforum in diesem Frühsommer doch in eine Zeit, in der es zahlreiche analoge Entwicklungen gibt, die für viele Menschen bedrängend aktuell sind – ob sie das Internet nutzen oder nicht. Die Diskussion um den Brexit, die Wahlen zum Europäischen Parlament und ein zunehmender Populismus im politischen Diskurs, der besonders durch die Politik von Donald Trump Fragen in einem globalen Horizont aufwirft, haben Auswirkungen, die viele Menschen unmittelbar betreffen.
Papst Franziskus hat im Jänner dieses Jahres gesagt, „seit es das Internet gibt, hat sich die Kirche immer dafür eingesetzt, es in den Dienst der zwischenmenschlichen Begegnung und allumfassender Solidarität zu stellen.“ Demgegenüber beobachtet man leider oft, dass die Digitalisierung und eine damit verbundene Kommunikation mit Rücksichtslosigkeit auf Kosten Schwächerer und mit der Verallgemeinerung von Partikularinteressen einher geht. Die positive Zumutung einer vitalisierenden Digitalisierung, von der Papst Franziskus spricht, ist daher besonders angesichts dieser zentrifugalen Kräfte ein Dauerauftrag für mehr Demokratie und Humanität.
Ich hoffe, dass auch vom diesjährigen Symposium auf Schloss Seggau nahe am christlichen Pfingstfest viele nachhaltige Impulse für mehr Geist in Kirche und Gesellschaft ausgehen.